Qabeli Palaw (قابلی پلو) – Afghanisches Festgericht mit Geschichte

by Said Ali

Qabeli Palaw (Dari: قابلی پلو, ausgesprochen [qäːbeliː päˈläw], oft fälschlich als Kabuli Pulao transkribiert; Pashto: قابلی پلاو‎, Urdu: کابلی پُلاؤ) ist eine traditionelle afghanische Variante des Pilaw-Gerichts (Reisgericht).

Die Hauptzutaten bestehen aus gedämpftem Reis, der mit karamellisierten Karotten und Rosinen sowie mariniertem Fleisch vermischt wird. Häufig wird Qabeli Palaw mit Mandeln und Pistazien garniert. Auch Safran kann entweder dem Reis, der Soße oder den Garnituren beigefügt werden. Verschiedene Varianten des Qabeli Palaw haben sich von Afghanistan aus in Teile Zentral- und Westasiens sowie nach Pakistan verbreitet.

Ursprung

Obwohl das Gericht häufig irrtümlich als „Kabuli Palaw“ bezeichnet wird – eine fehlerhafte Transkription des persischen Wortes qabeli – stammt es nicht aus Kabul. Vielmehr gilt der Norden Afghanistans, insbesondere die Grenzregion zu Usbekistan, als wahrscheinlicher Ursprungsort. Eine usbekische Variante innerhalb Afghanistans ist als Uzbaki Palaw bekannt. Diese unterscheidet sich von der traditionellen Zubereitung darin, dass der Reis nicht gedämpft (Sof-Methode), sondern im eigenen Sud gekocht wird, bis die Flüssigkeit vollständig aufgenommen ist – die sogenannte Dampokht-Methode.

Zusätzliche Verwirrung um den Namen entstand durch afghanische Auswanderer in Dubai und Istanbul, die das Gericht unter dem Namen Bukhari Rice vermarkteten – ein Hinweis auf eine mögliche Herkunft aus der Region um Buchara. Inzwischen sind diese Varianten im Persischen Golf weit verbreitet, weichen jedoch teils deutlich von der authentischen afghanischen Version ab.

Das Wort Qabeli stammt aus dem Persischen und bedeutet „fähig, würdig, kompetent“. Die Bezeichnung wurde früh auf ein aufwändiges Reisgericht in persischsprachigen Kontexten übertragen. Erste schriftliche Rezepte für Qabeli Palaw finden sich in der Safawiden-Zeit, insbesondere im Kochbuch „Kār-nāma“ (Das Handbuch) des Hofkochs Ali Bavarchi aus dem Jahr 1521 – das älteste bekannte Kochbuch in persischer Sprache.

Im Kapitel 11 (Bāb-e Yāzdahom) werden drei Varianten von Qabeli Palaw beschrieben. Schon dort erscheinen viele Zutaten, die auch heute noch typisch sind. Ältere Rezepte enthielten darüber hinaus eine Vielzahl weiterer Zutaten, die im modernen Gericht nicht mehr verwendet werden – was auf die ursprüngliche Vielfalt und Wandlungsfähigkeit von Qabeli Palaw hindeutet.

Neben der hartnäckigen Fehlübersetzung von Qabeli als Kabuli – trotz der unterschiedlichen Anfangsbuchstaben in persischer und englischer Sprache – ist auch die Schreibung von palaw als pulao verbreitet.

„Palaw“ steht für eine eigenständige und tief verwurzelte Reiskultur in Afghanistan, deren Ursprünge möglicherweise bis in die Zeit des Baktrischen Reiches zurückreichen.

Demgegenüber bezeichnet Pulao ([pəlaʊ]) in Hindustani eine eigene Untergruppe von Pilaw-Gerichten des indischen Subkontinents – mit abweichender Aussprache und anderen Zubereitungsarten.

Servierweise Qabeli Palaw gilt als festliches und bedeutendes Gericht, das wegen seiner hochwertigen Zutaten und seines aromatischen Charakters besonders geschätzt wird. Es wird traditionell als Hauptgericht serviert, oft mit klassischen Beilagen wie Joghurt, Spinat oder Salat – oder auch im Rahmen festlicher Bankette und Feiern.